MÄULER

 

Rund um mich schwimmen gefährliche Mäuler.
Das Vorstadttau schlägt.

Diese sind die Mütter.
Raubfischmäuler,
gesperrt und gespalten in gieriger Angst:
fressen oder-gefressen werden.
Selbst verschluckt (niemand hat es gemerkt)
schleppen sie ihr Eingeweide im Netz.
Tote Augen, Todesangst,
Raubfischmäuler.

Diese ist die Liebende.
Rotgeschwollenes Schwammaul
saugt nach Beute.
Scham über die Preisgabe, Scham der Getäuschten
saugt nach Rache von tausend Triumphen,
wird niemals satt,
lagert sich frech
um ein durchweichtes Schwammaul.

Dieser ist der Fromme,
der mit heiliger Wendung
seine Lippen verbirgt und verleugnet.
Sie sind verschwunden -
Gott selbst kann sie nicht sehen.
Warum hat er Angst vor seinen Lippen?
Wenn er schläft, wie sehen sie da aus?

Diese ist die Glückliche,
die eine Habende wurde.
Unter allen Kämpfenden
ist sie die Siegerin.
Kein Hebel bricht die verschraubten Kiefer auf,
verbissen in den Gewinn.

Doch da am halboffenen
Fenster
blüht ein Mund, der nichts fängt.
Was atmest du so über die Weltweite,
so weltfremd?
Dich selbst?

Wann wirst du herabgescheucht werden zur Tiefe,
zu den Raubfischen
und Saugmäulern,
wild nach gejagter Beute schnappen,
und verzweifelt hacken nach andern?
Morgen schon,
wenn du leben willst.

So will ich meinen Stab nehmen und wandern
und eine andere Welt suchen für dich,
eine Welt, da die Mäuler zu Blumen werden
und den Lebenshauch ausströmen
wie Blumen
und überfließen wie Blumen
von tiefen Spenden
und offen stehen wie Blumen
so glücklich.

Rund um dich klaffen unsere Tiefseemäuler.
Das Vorstadttau schlägt.


Auf schwedisch


Ubersetzung ins Deutsche: Hildegard Dietrich "Brennendes Silber".




Copyright © 1997:
Ubersetzung ins Deutsche: Hildegard Dietrich

Veröffentlicht mit Erlaubnis von:
Hildegard Dietrich, Ubersetzung
Maximilian Dietrich Verlag, Verlag.
May and Hans Mehlin, Layout.